Boote sind auf Mallorca gefragt.

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Legt man sich dieser Tage irgendwo an einen Strand auf Mallorca, sieht man sie wieder: Boote aller möglichen Größen durchpflügen das Meer. Einige ankern, andere drehen Kreise, auf nicht wenigen sieht man mittel- oder nordeuropäisch aussehende Menschen.

Viele dieser Gefährte wurden angemietet, und für die ganz kleinen ist kein Spezialführerschein nötig. Man kann solche Boote einfach online reservieren, bei www.sam
boat.es etwa gibt es motorisierte Schlauchboote mit 15 PS derzeit schon für unter 100 Euro für vier Stunden. Der Besitzer kündigt an, wo der Mieter erscheinen soll und empfängt ihn am jeweiligen Hafen. In der Regel sind Sonnenschutz und Kühlschrank inklusive, hinzu kommt eine Kaution, die zu hinterlegen ist. Preislich sind nach oben kaum Grenzen gesetzt, wer ein Sonnendeck haben möchte, wird ab 250 Euro schon mehr Geld los.

Auch bei www.clickand
boat.com kann man in allen Kategorien fündig werden, große Motorboote ohne Kapitän gibt es dort ab etwa 500 Euro pro Tag. Hier sind dann auch Kabinen im Preis inbegriffen. Und Flossen, Schnorchel und Taucherbrillen werden zuweilen hinzugefügt, auch Wakeboards sowie Wasser- reifen. Besonders nette Vermieter kredenzen den Gästen auch einen Willkommenscocktail. Hat man keinen Führerschein (in Spanien heißt dieser „Titulín”), muss für im Schnitt 150 Euro zusätzlich ein professioneller Skipper hinzugebucht werden. Bei größeren Schiffen addieren sich Kosten für weitere Crewmitglieder.

Am populärsten sind laut dem zuständigen Verband Apeam auf den Balearen nicht so sehr Tagestouren, sondern Wochencharter in der Regel von Samstag bis Samstag. „Das gibt es ab 2000 Euro”, so der Vorsitzende José María Jiménez. Zwischen Mai und September würden die meisten Kunden buchen.

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Das tun sie etwa bei der Firma Cruesa. Diese ist auf Katamarane und andere Segelyachten spezialisiert. „Die üblichste Route ist Palma-Andratx-Ibiza-Formentera-Palma”, so Firmenchefin Cristina Sastre zur MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”. Bis zu 8000 Euro kann ein Katamaran pro Woche kosten, acht bis zehn Leute passen drauf. Pro Tag kommen noch 200 Euro für den Skipper hinzu.

Das Business ist in diesem Sommer durchaus auf Touren gekommen: „Der August beläuft sich auf 80 Prozent des gleichen Monats im Jahr 2019”, weiß Apeam-Chef Jiménez, also ein achtbares Ergebnis, was auch bei 75 Prozent für den Juli gilt. Der September werde jedoch höchstwahrscheinlich nicht so gut, man liege 50 Prozent hinter den Buchungen von vor zwei Jahren zurück. Das liege daran, dass vor allem Familien wegen Quarantäneverschärfungen in den Heimatländern wie Deutschland und Großbritannien Aufenthalte storniert hätten. Doch ungeachtet der Corona-Krise seien die Charterpreise stabil geblieben.

„Etwa 3000 Personen haben auf den Balearen eine Lizenz, Boote zu vermieten”, sagt José María Jiménez. „Hinzu kommen leider nicht wenige, die illegal tätig sind, was ein großes Problem ist.” Mehr als 100 solcher „Piratenyachten” gebe es. Menschen ohne Führerschein größere Boote ohne weiteres zu überlassen, komme leider auch immer wieder vor.

Was die Präferenz angehe, so würden alle Größen gemietet, zunehmend wollten Kunden – auch wenn sie einen Führerschein besitzen – vor allem ausruhen, also einen Skipper engagieren. Ohnehin gebe es pandemiebedingt eine Bewegung weg von vollen Stränden und hin zum Rückzug ins Private. „So ein Urlaub auf einem Boot ist wie ein selbstgewählter Lockdown”, so Verbandschef Jiménez.