Das ehemalige Gran Hotel der Stadt Palma ist Sitz der Kulturstiftung der Bank "La Caixa". In dem restaurierten Jugendstilgebäude finden regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und andere Kulturevents statt.

Neben Wechselausstellungen ist eine große Dauerausstellung in den Räumen beheimatet, die Hermenegildo Anglada Camarasa gewidmet ist, einem katalanischen Maler des Postimpressionismus und des Jugendstils, der am 17. Juli 1959 in Pollença starb.

La Caixa verfügt über eine Sammlung von 328 Werken sowie von 194 persönlichen Gegenständen des katalanischen Wahlmallorquiners. Periodisch werden
daraus neue Ausstellungen zusammengestellt. Dieses Jahr gibt es eine Sonderausstellung mit speziellen Werken des Künstlers bis Dezember 2021. Außerdem wird bis 15. August „Non Finito. L’art de l’inacabat” ("In Finito. Die Kunst des Unvollendeten") ausgestellt.

„Non-finito” ist ein Begriff der Kunst. Er stammt ursprünglich aus der Bildhauerei und bezeichnet eine nicht fertiggestellte Skulptur, eine Plastik, die im Gegensatz zum Torso noch unbearbeitete Teile aufweist. Im weiteren Sinne meint es auch das nur Skizzierte, das mehr suggeriert als es real darstellt. Just diesem Begriff  die Ausstellung im Caixa Forum gewidmet.

Die Kunstgeschichte neigt dazu, sich auf Werke zu konzentrieren, die ein hohes Maß an Perfektion aufweisen. Dessen ungeachtet gibt es zahllose Beispiele von Werken, die unvollendet geblieben sind. Manchmal war es pure Absicht – schon Leonardo da Vinci sprach von einer hohen künstlerischen und intellektuellen Leistung. Manchmal war es reiner Zufall. Oder Schicksal wie beim Porträt von Mabel Rick: Der spanische Maler Joaquín Sorolla konnte es nicht mehr beenden, weil er während der Arbeit an dem Werk einen Schlaganfall erlitt und halbseitig gelähmt blieb.

Die Ausstellung unvollendeter Kunst im Caixa Forum ist dem Umstand geschuldet, dass sich der moderne Geschmack von diesem fragmentarischen Zustand, in dem viele Werke aus der Vergangenheit erhalten geblieben sind, angezogen fühlt. Viele zeitgenössischen Betrachter halten das unvollendete Werk für realistischer und authentischer.

Das war nicht immer so. Die Begriffe des vollkommenen und des unvollendeten Werks waren vielmehr einem ständigen Wandel unterworfen. In der Antike wurde das Unfertige als Mangel interpretiert, doch diese Unterscheidung wurde zunehmend durchlässig. Die Moderne fühlte sich schließlich zunehmend zum Fragmentarischen hingezogen. Sie hielt es für lebendiger, für reicher an Spannung und Anregungen – das Unvollständige als frische Brise.

Während das vollendete Meisterwerk von einer sakralen Aura umgeben erscheint, die den Betrachter mit ihrer Perfektion lähmt, steht das misslungene, zerbrochene oder skizzenhafte Werk für Überraschungen und unerwartete Verbindungen. Indem es die Gedanken anregt, weckt es die Neugier des Betrachters. Ebenso seine Fantasie, indem es die Vorstellung seiner Vollendung hervorruft. Zudem gewährt es Einblicke in die schöpferische Arbeit des Künstlers.

Die Exponate der Ausstellung im Caixa Forum sind durch eben diesen „Aspekt“ des „Non-finito“ miteinander verbunden. In der Schau sind Skulpturen, Pläne, Zeichnungen, Partituren, Gemälde, Manuskripte und Fotografien wie Konstellationen gruppiert und stellen Beziehungen der Ähnlichkeit zwischen einander her, ohne dass sie historisch verknüpft sein müssen. Auf diese Weise bleibt es dem Betrachter überlassen, imaginäre Spuren zwischen ihnen zu ziehen.

Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem spanischen Ministerium für Kultur und Sport und dem Museo Nacional de Escultura (Nationalmuseum für Skulpturen) in Valladolid durchgeführt. Sie wurde von der Direktorin des Museums, Maria Bolaños, kuratiert. (mb)

Weitere Informationen
Termine und Ort:
  1. Vom 01/11/2021 bis 31/12/2022 auf Caixa Forum Finalizado
Uhrzeit:

MO bis SA 11 bis 14 Uhr und 17 bis 20 Uhr, SO/Feiertag 11 bis 14 Uhr.

Preise

Eintritt 6 Euro, für Caixa-Kunden Eintritt frei.